Skip to main content

Brief und Agency

Das Briefbuch der Lüner Nonnen: Netzwerke und Edition

Am zweiten Workshoptag sprachen wir mit Prof. Dr. Henrike Lähnemann (University of Oxford) über die Aufbereitung von Briefsammlungen und den darin sichtbar werdenden Netzwerken in digitaler Form.

Im Fokus standen drei aus dem Benediktinerinnenkloster Lüne bei Lüneburg überlieferte Briefbuchhandschriften, die im Rahmen des bi-nationalen Forschungsprojekts „Netzwerke der Nonnen“ (Oxford/Düsseldorf), gefördert von der Gerda-Henkel-Stiftung, ediert werden. Die insgesamt knapp 1800 Briefe wurden während der Zeit der Auseinandersetzung mit der Klosterreform (1481) und der lutherischen Reformation abgefasst. In der Edition soll die spätmittelalterliche Briefkultur der gelehrten Nonnen sichtbar werden und damit auch vielfältigen Stimmen der Frauen wieder hörbar gemacht werden. Die Ausgabe erscheint gleichzeitig als Monographie bei Mohr-Siebeck und als open access online Edition in der Digital Library der Herzog August Bibliothek: http://diglib.hab.de/edoc/ed000248/start.htm.

Neben den vermittlungstechnischen und editionswissenschaftlichen Herausforderungen einer digitalen Edition und wie diesen begegnet werden kann, ging es in unserem Workshop auch um die vielgestaltigen Netzwerke der Nonnen, die aus ihren Korrespondenzen sprechen: familiäre Beziehungen, administrativer und geistlicher Austausch, Korrespondenzen mit benachbarten Klöstern und Handelskontakte werden sichtbar. Gerade die sprachliche Abfassung der Briefe in Latein, Mittelniederdeutsch und einer charakteristischen lateinisch-mittelniederdeutschen Mischsprache lässt Rückschlüsse auf die Qualität der Beziehungen, Nähe und Distanz zu.

Die Briefbücher wurden vor dem Hintergrund der dem Kloster drohenden lutherischen Reformation aus Briefabschriften angelegt. In der Art und Weise, wie die Nonnen die Briefe auswählten und in den drei Briefhandschriften zusammenstellten, positioniert sich der Konvent in der Auseinandersetzung um sein eigenes Schicksal. Aus den Briefbüchern spricht die „agency“ der Nonnen.

- Mai-Britt Wiechmann -


Kommentare

Keine Kommentare


Kommentar schreiben

* Diese Felder sind erforderlich

Die Kommentare werden duch die Redaktion freigeschaltet. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Kommentare die thematisch nicht zum Blog-Thema passen, nicht zu veröffentlichen.