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Francesca Oldenburg

Synergie zwischen Erforschung und Umbau denkmalgeschützter Häuser der Hansestadt Lübeck

Die Hansestadt Lübeck wurde 1143 gegründet. Mit etwa 1.250 Kulturdenkmälern in der Innenstadt gehört Lübeck seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe als erstes Altstadtensemble Nordeuropas. Bereits in den Jahren 1886 bis 1890 erfolgte eine Bestandsaufnahme der Bau- und Kunstdenkmäler in Schleswig-Holstein. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg begann der Wiederaufbau von großen Teilen von Lübeck, da 1.500 Häuser völlig zerstört und 2.200 Häuser schwer beschädigt wurden. Auch die Zerstörung oder Beschädigung von Kirchen waren Folgen des Luftangriffes. Die Denkmalpflege hatte in diesen Jahren geringen Einfluss auf die Architektur in der Hansestadt. Die Politiker hatten das Streben nach Errichtung von Kaufhäusern, Büros und Aussiedlung der Bevölkerung in die Stadtteile außerhalb des Zentrums.

Erst mit dem ersten schleswig-holsteinischen Denkmalschutzgesetz vom 7. Juli 1958 wurde begonnen, die ersten Denkmäler in Lübeck zu erforschen. Es sind viele Häuser innerhalb und außerhalb der Altstadtinsel noch nicht unter Denkmalschutz gestellt und erforscht worden. In der Nachkriegszeit wurden von vielen Häusern nur die Fassaden unter Denkmalschutz gestellt. Ein nicht denkmalgerechter Umbau des Innenraums ist die Folge und stellt die Denkmalschützer heute vor schwierige Aufgaben. In den letzten Jahren werden immer häufiger alte Kulturdenkmäler im Innenraum der Häuser gefunden. Daher ist die Synergie zwischen Erforschung und Sanierung ein großes Thema in der Denkmalpflege.

Selbst im Laufe meiner Diplomarbeit wurden alte Kulturdenkmäler entdeckt, nicht nur in dem von mir erforschten Haus, sondern auch in einem Dielenhaus derselben Straße. Nicht weit entfernt entdeckte man das älteste Backsteinhaus in Lübeck.

Meine Diplomarbeit hat gezeigt, dass die Erforschung von denkmalgeschützten Häusern auch eine wichtige Grundlage für die Sanierung darstellt.  Durch die Erforschung des Hauses, war es den Besitzern möglich, ihr Haus im Sinne des Denkmalschutzes zu sanieren und umzubauen. Die Synergie zwischen Erforschung und Sanierung wurde deutlich. Diesen Ansatz möchte ich in meiner Dissertation verfolgen.

Der Fokus meines Dissertationsthemas wird auf die Altstadthäuser der Hansestadt Lübeck, die sich vor allem in der Fleischhauerstraße befinden, gelegt. Diese Straße befindet sich im Osten der Altstadtinsel. Fleischhauer, auch Metzger genannt, gaben der Straße ihren Namen. Diese Gilde lebte vorwiegend im mittleren Teil der Straße, in der sich heute noch 116 Häuser befinden, von denen nachweislich 47 Häuser von Fleischhauern bewohnt wurden.

Zu Beginn der Dissertation wird auch auf die Geschichte der Denkmalpflege in Lübeck und deren Einfluss im Laufe der Zeit bis heute eingegangen. Danach folgt eine Archivstudie, um ein Mapping der Fleischhauer zu erstellen. Auf dieser Grundlage werden bestimmte Häuser bauarchäologisch untersucht und miteinander verglichen. Die Ergebnisse der Bauforschung, die in den 80er Jahren in Lübeck gewonnen wurden, werden herangezogen und mit neuen Erkenntnissen weitergeführt.

Ziel dieser Dissertation ist es nicht nur, einen Mehrwert für das UNESCO-Weltkulturerbe und für die Denkmalpflege in Lübeck zu schaffen, sondern auch auf die Wichtigkeit des Erhalts von Denkmälern hinzuweisen. Des Weiteren soll die Wichtigkeit der Synergie zwischen Erforschung und Sanierung klar herausgestellt werden. In der heutigen Zeit findet ein Umbruch in der Architektur statt. Es wird immer vordringlicher, durch mangelnde bebaubare Flächen, den Baubestand zu schützen und weiterzuentwickeln.

 

Francesca Oldenburg, geb. in Lübeck, studierte Architektur und Stadtplanung an der Universität Innsbruck und erwarb 2021 den Titel Diplomingenieurin. Die Diplomarbeit hatte das Thema „Das Dielenhaus Fleischhauerstraße 62 in der Hansestadt Lübeck“. Seit dem Winter 2021 ist sie eingeschrieben für den Studiengang Doctor of Philosophy im Fachbereich Architektur und Stadtplanung an derselben Universität. Sie schreibt ihre Dissertation am Archiv für Bau.Kunst.Geschichte in Innsbruck. Der Doktorvater ist Priv.-Doz. Dr. phil. Christoph Hölz und die Zweitbetreuerin ist Assoz. Prof. Dr.-Ing. m.a. Christiane Weber (Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege). Zudem wird die Dissertation von Herrn Dipl. Ing. Christoph Wojtkiewicz (Abteilung Denkmalpflege, Bereich Archäologie und Denkmalpflege) in Lübeck begleitet. Sie ist seit August 2022 assoziiert an das ZKFL.

E-Mail: francesca.oldenburg@student.uni-luebeck.de