Skip to main content

Henriette Mühlmann

Lernerfahrungen in digitalen Vermittlungsangeboten von Museen

Das Forschungsvorhaben untersucht, wie Lernen in von Museen gestalteten digitalen Lernräumen stattfindet. Dieser Frage liegt ein weitgefasster Lernbegriff zugrunde, der verschiedene kognitive, emotionale, soziale und psychologische Dimensionen umfasst. Ziel der Forschungsarbeit ist es, relevante Eigenschaften eines vielseitigen Lernens in digitalen Vermittlungssituationen zu bestimmen.

Der gegenwärtige Digitalisierungsschub verschiebt die Grenzen bisheriger Bildungs- und Vermittlungsarbeit von Museen und Kulturinstitutionen. Forciert durch die aktuell verstärkte Bedeutung digitaler Kommunikation entstehen neue Onlineformate, die individuelle Zugänge zu Ausstellungsobjekten und Themen über das Internet ermöglichen sollen. Ein Kennzeichen dieser Formate liegt in ihrer räumlichen und inhaltlichen Entkoppelung vom Ausstellungsgeschehen in den Museen. Mit Lernportalen im Internet, Social-Media-Aktionen und interaktiven Online-Events wie Workshops und Game Jams, Hackathons oder Quiz-Abenden wenden sich Museen ihrem Publikum außerorts zu. Manche Museen stellen Daten und Quellcodes für digitales Kulturgut zur Verfügung; andere rufen mit Community Science im Internet zur Mitwirkung an Forschungsprojekten auf.

Indem sie die digitalen Formate vom physischen Erleben des Lernorts Museum löst, definiert die Kulturvermittlung den musealen Raum um. Mit diesem Erweiterungsschritt betritt sie jedoch auch hinsichtlich ihrer Ziele und Methoden unbekannten Grund. Hieraus ergeben sich grundlegende Forschungsfragen für die kulturelle Bildungsforschung in Museen – wie die das Dissertationsvorhaben leitende Frage, welche Lernerfahrungen digitale Lernräume von Museen bewirken können.

Dafür sollen zunächst etablierte Theorien zum Lernen im Museum wie die Generic Learning Outcomes und Annahmen zum Erfahrungslernen in Bezug auf die digitale Sphäre überprüft werden. Beide Konzepte betonen die Bedeutung von physischer Aktivität für gelingende Lernprozesse im Museum. Das geplante Forschungsprojekt geht von der Annahme aus, dass unter den spezifischen Bedingungen digitaler Interaktion Körper und Bewegung weniger ausschlaggebend sind als im analogen Museumsraum. Plausibel ist vielmehr, dass Lernerfahrungen im Umgang mit digitalem Kulturgut durch andere Faktoren ermöglicht werden, die jedoch noch unbestimmt sind. Daher forscht die Arbeit nach den Faktoren, die subjektive Lernerfahrungen in der Nutzung digitaler Vermittlungsangebote bedingen.

Im Ergebnis kann die Promotion ein besseres Verständnis der erforderlichen Voraussetzungen und der praktischen Potenziale digitaler Vermittlung im Museumskontext ermöglichen. Wichtig dafür ist es, wissenschaftliche Belege für die Zusammenhänge von Wirkungsabsichten der Bildungsanbieter einerseits und den Erfahrungen der Nutzerinnen und Nutzer andererseits zu erbringen. Damit will das Forschungsprojekt Kenntnisse über die reellen Chancen digitaler Kulturvermittlung generieren und zugleich aufzeigen, welche der umfangreichen Hoffnungen, die das dynamisch wachsende Arbeitsfeld der digitalen Vermittlung schmücken, plausibel bzw. welche davon nicht zu erwarten sind.

 

Henriette Mühlmann arbeitete nach ihrem M.A.-Studium Japanologie/Ethnologie zunächst in der Hamburger Joachim Herz Stiftung in einem Stipendienprogramm für Jugendliche aus benachteiligter Lage. Später war sie dort als Projektmanagerin für empirische Bildungsforschung in mehreren Kooperationen mit Schulen, Wissenschaftler:innen und Stiftungen tätig. Motiviert durch ihr Interesse an Kunst und Design (B.A. Industriedesign) wechselte Henriette Mühlmann anschließend in den Bereich außerschulischer Bildungsarbeit und sammelte hierfür Kenntnisse in unterschiedlichen Museen sowie durch ergänzende Weiterbildungen (B.A. Kulturwissenschaften FernUni Hagen, Uni Hamburg, Uni Freiburg). Neben der Erforschung digitaler Vermittlungsformate von Museen interessiert sich Henriette Mühlmann für vormoderne Handels- und Wirtschaftsgeschichte in Europa und Ostasien. Das Promotionsprojekt wird wissenschaftlich betreut von Prof. Dr. Vanessa Reinwand-Weiss am Institut für Kulturpolitik der Uni Hildesheim.

E-Mail: henriette.muehlmann@student.uni-luebeck.de