Hanseaten als Kopfjäger?
Forschung zu sterblichen Überresten in der Lübecker Völkerkundesammlung
mit Dr. Claudia Kalka & Dr. Lars Frühsorge
Überreste von etwa 25 Personen befinden sich heute im Bestand der Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck. Zu ihnen zählen u.a. eine altägyptische Mumie und buddhistische Ritualgegenstände aus menschlichen Knochen. Südamerikanische Schrumpfköpfe und kunstvoll verzierte Schädel aus Neuguinea wurden in den Herkunftsgemeinschaften ganz selbstverständlich öffentlich gezeigt. Es gibt aber auch Gebeine, die im Zeitalter des Kolonialismus mutmaßlich aus Gräbern geraubt wurden. Lange Zeit wurden sterbliche Überreste in Museen wie gewöhnliche Objekte behandelt. Heute hingegen werfen sie ethische Fragen auf, denen die Völkerkundesammlung und das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) mit Mitteln des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste sowie der Regierung des Landes Schleswig-Holstein ein zweijähriges Forschungsprojekt widmet. Ziel dieses Projektes ist es, möglichst genau die Herkunft dieser Gebeine zu klären und Kontakt mit möglichen Nachfahren aufzunehmen.
Wie gelangten diese Überreste überhaupt nach Lübeck? Wurden sie geraubt oder im Handel mit Einheimischen erworben? Welche Rolle spielten die Lübecker:innen, die sie dem Museum schenkten oder verkauften, in dem damaligen System kolonialer Herrschaft? Und wie denken die heutigen Nachfahren der Kolonisierten darüber, dass Gebeine ihrer Ahnen in einem deutschen Museum lagern? Und wenn zukünftig Rückgaben gewünscht wären, an wen und in welcher Form sollte diese erfolgen? Zur Projekthalbzeit geben die Provenienzforscherin Dr. Claudia Kalka und der Leiter der Völkerkundesammlung Dr. Lars Frühsorge einen ersten Einblick in die laufende Forschung.
– Eintritt frei –
Mittwoch | 24.05.2023 | 18:00 Uhr
Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL), Königstr. 42, 23552 Lübeck
Informationen finden Sie auch auf der Homepage der Lübecker Museen.