Alexander Soytek
Aussage und Information. Michel Foucaults Rezeption der Informationstheorie, 1948-1971
„Ich erinnere mich an die Zeit, als die Kybernetik und diese ganzen Informationstechniken allmählich im Westen bekannt wurden, das war kurz nach dem Krieg [...]“1 , so Michel Foucault im Oktober 1977. Tatsächlich hinterließen die Entwicklungen von Informationstechniken und Informationstheorien ihre Spuren in den Texten Foucaults. Auf über hundert Seiten von Exzerpten, Vorlesungsmanuskripten und Tagebucheinträgen setzt sich der Philosoph zwischen 1948 und 1971 mit den Themen der Kybernetik und Informationstheorie auseinander.2 Diese sind bisher von der Forschung nicht erschlossen worden. Die Dissertation widmet sich diesen Auseinandersetzungen mit der Informationstheorie und fragt nach ihrer Funktion für die Entwicklung von Foucaults eigenen Theorien und Methoden. Inwiefern wirken Begriffe des Informationsdiskurses an der Methodenentwicklung Foucaults mit? Wie lässt sich das Verhältnis Foucaults sowie der französischen Epistemologie und der Informationstheorie zwischen 1948 und 1970 beschreiben? Welche Funktionen haben Exzerpte, Tagebücher, Artikel oder Vorlesungen als Formen wissenschaftlichen Schreibens auf Prozesse der Theoriebildung?
In einem ersten Schritt wird anhand des Materials das Verhältnis zwischen Informationstheorie und Diskursanalyse befragt, um daraufhin, zweitens, Foucaults Texte als Teil einer Auseinandersetzung der französischen Epistemologie und Wissenschaftsgeschichte mit der Informationstheorie zu kontextualisieren. Ziel ist es durch eine Analyse der Auseinandersetzung mit dem Informationsdiskurs innerhalb der Texte Foucaults sowie innerhalb der französischen Epistemologie neue Perspektiven auf interdisziplinäre Kommunikationsprozesse in kulturwissenschaftlicher Theoriebildung zu eröffnen.
[1] Foucault, Michel: Einsperrung, Psychiatrie, Gefängnis, in: Schriften III, hrsg. v. Daniel Defert u. François Ewald, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003, 434-467, 441.
[2] BnF, NAF 28730, 36, 38, 42, 58.
Alexander Soytek studierte Geschichte, Europäische Ethnologie sowie Geschichte und Kultur der Wissenschaft und Technik in Berlin und Paris. Von 2020 bis 2023 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Graduiertenkolleg 2190 »Literatur- und Wissensgeschichte kleiner Formen«. Derzeit promoviert er an der Humboldt-Universität zu Berlin und erhält seit April 2024 ein Abschlussstipendium des ZKFL.
E-Mail: alexander.soytek@hu-berlin.de
Publikation:
2021
»La réception de la théorie de l’information et de la cybernétique par Michel Foucault, 1948-1969«, in: Actes du colloque »L’archive Foucault à l’ère du numérique. Fiches et fichiers dans la pratique philosophique«, hrsg. v. Laurent Dartigues und Camille Noûs, in: Savoirs, www.savoirs.app/en/articles/la-reception-de-la-theorie-de-l-information-et-de-la-cybernetique-par-michel-foucault-1948-1969.